Andy – Zwischen Panhead, Prowlers & purer Leidenschaft
Andy 34 Jahre alt, aus Kitzingen. Ein Name, der in der Szene hängen bleibt. Wer ihn sucht, findet ihn meistens dort, wo es nach Öl, Sprit und kaltem Bier riecht: in der Werkstatt der 318 Prowlers. Zuhause in seiner Garage warten zwei echte Schmuckstücke, die er mit eigenen Händen aufgebaut hat: eine 1952er Panhead und eine 1979er Shovelhead. Kein Show-and-Shine, kein Katalogkauf. Hier reden wir von Bikes, die Schrauberblut in jeder Schweißnaht tragen.
Der Moment der Klarheit
Bei Andy war es kein Erbe oder ein Vater, der schon auf Harley fuhr. Er stammt nicht aus einer klassischen Motorradfamilie, Motorräder waren bei ihm zuhause kein Thema. Und trotzdem hat er sich schon früh für alte Chopper begeistern können, wie ein innerer Magnet, der sofort anspringt, sobald man so ein Ding sieht.
Mit 15 kam der Schlüsselmoment: Die Garage vom Vater eines Kumpels. Alte Chopper, Harleys, alles, was glänzt, rostet und lebt. Ein heiliger Ort, gefüllt mit Geschichten und Patina. Für Andy war klar: Genau das will ich. Irgendwann werde ich mir so etwas bauen.
Bikes, die bleiben
Es gibt viele Maschinen, die ihn geprägt haben. In seiner Erinnerung taucht sofort Kevin Gregors türkisgrüne Shovelhead auf… ein Bike, das einen bleibenden Eindruck hinterließ. Dazu kommen die Arbeiten von Größen wie Max Schaaf und Rod Mangles. Chopper-Ikonen, deren Handschrift man sofort erkennt und die bis heute den Maßstab für Stil und Haltung setzen. Für Andy waren sie nicht nur Vorbilder, sondern auch Wegweiser, wohin die Reise gehen kann.
Edelstahlträume und Schweißperlen
Sein verrücktester Umbau klingt erstmal unspektakulär bis man versteht, was wirklich dahinter steckt. Die Rede ist von der handgefertigten Sissybar seiner Shovelhead. Komplett aus Edelstahl, inklusive Struts. Die Idee kam von seinem Kumpel Lucas, der meinte: „Lass uns das mal aus Edelstahl schmieden.“ Klingt simpel, war es aber nicht. Lange Arbeit, unzählige Stunden, Funkenflug und Geduld. Am Ende stand ein Teil, das nicht nur das Bike krönt, sondern auch eine Geschichte erzählt. Eine dieser Geschichten, die man nur versteht, wenn man selbst schonmal viel zu lange an einem Detail gesessen hat, weil’s eben genau so werden musste.
Orte, die inspirieren
In Kitzingen gibt es keine riesige Szene, aber eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft. Genau das macht es aus. Andy trifft sich regelmäßig mit Leuten aus seinem Alter, oft in der Prowlers Werkstatt, manchmal auch in Peter Heilmanns Hallen in Untereisenheim. Dort wird geschraubt, geflucht, geholfen und natürlich getrunken. Es geht nicht nur um Bikes, es geht um Zusammenhalt. Für Andy ist diese Gemeinschaft das Herzstück, das ihn immer wieder antreibt. Inspiration in Reinform.
Ein perfekter Tag
Für Andy sieht ein perfekter Tag auf zwei Rädern ungefähr so aus wie ein Wochenende beim Prowlersfest. Im Zelt aufwachen, die Morgensonne auf dem Gesicht. Rauskriechen, auf den Chopper steigen, und der Tag kann kommen. Skatesession in der Bowl, ein Sprung ins Wasser, das Lachen der Crew, Livemusik im Hintergrund. Und wenn die Nacht sich senkt, einfach wieder ins Zelt fallen – erschöpft, aber glücklich. Genau das ist Freiheit.
Drei Worte für die Panhead
Manchmal braucht es keine langen Erklärungen. Drei Worte reichen, um seine Panhead zu beschreiben: kompromisslos, ehrlich, wunderschön. Mehr muss man dazu nicht sagen.
Schrauben – mal laut, mal leise
Schrauben ist für Andy mal Gemeinschaft, mal Meditation. Mit der Crew macht’s Spaß, da fliegen Sprüche, das Bier läuft, und am Ende hat jeder dreckige Hände. Aber er gibt auch zu: „Alleine mit Musik bin ich produktiver.“ Denn so sehr er die Gesellschaft genießt – er weiß, wie leicht er sich ablenken lässt.
Ein Stil, der wächst
Seit seinem Einstieg in die Szene hat sich sein Stil verändert. Am Anfang war vieles noch ein Ausprobieren. Heute ist der Kurs klar: Oldtimer, starrer Rahmen, keine Blinker, mechanische Bremsen. Reduziert aufs Wesentliche. Kein Kompromiss, kein Schnickschnack. Ein Stil, der gereift ist und zeigt, dass weniger manchmal mehr ist, solange es ehrlich bleibt.
Wenn’s schiefgeht
Natürlich läuft nicht immer alles rund. Andy kennt die Schattenseiten: blockierte Hinterbremsen während der Fahrt, Kolbenfresser mitten auf Tour. Situationen, die schnell gefährlich werden können. Aber irgendwie kommt man immer raus vor allem, wenn Freunde dabei sind. Ohne sie wäre es oft verdammt schwer geworden.
Kleine Touren, große Wirkung
Die geilsten Touren sind für ihn nicht die langen Roadtrips durch ferne Länder, sondern die intensiven Momente hierzulande. Partys wie Helter Skelter, bei denen man mit über 50 Hobeln über die Landstraßen donnert, sind für Andy das Maß der Dinge. Der Asphalt bebt, die Luft riecht nach Benzin, und das Gefühl, mit so vielen Gleichgesinnten unterwegs zu sein, ist unbeschreiblich.
Zwei Klassiker zum Schluss
Auf die Frage nach der größten Lüge beim TÜV bleibt Andy entspannt. Da musste er bisher nicht kreativ werden.
Dafür fällt ihm beim Soundtrack sofort ein Song ein: „Funeralopolis“ von Electric Wizard. Ein düsterer, kompromissloser Track, der während der Aufbauphase rauf und runter lief. Schwer, laut, ehrlich… genau wie seine Bikes.
Am Ende bleibt Andy jemand, der seinen Weg kompromisslos geht. Zwei selbstgebaute Harleys, eine Szene, die ihn trägt, und ein Stil, der so ehrlich ist wie seine Schrauberhände. Er zeigt, dass es nicht um Herkunft oder Erbe geht, sondern um Leidenschaft und Durchhaltevermögen. Genau solche Typen halten die Chopper-Kultur am Leben.
⇓ Fotos : www.artworkaholiks.de











No responses yet