Vom Sozius zum eigenen Chopper-Traum
Manche entdecken ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren durch Zufall, andere werden regelrecht hineingestoßen. Bei Braaapkalan war es ein bisschen von beidem. Sein Cousin war damals voll auf Supersportler eingeschossen – schnelle Maschinen, aggressive Linien, Leistung ohne Ende. Doch ein Unfall änderte alles. Der Sportler wurde verkauft, die Pause dauerte ein, zwei Jahre. Und dann – plötzlich – tauchte der Cousin mit einer Chopper auf. „Ich wusste erst nicht, was ich davon halten sollte. So ein tiefes, langgezogenes Bike? Nicht wirklich mein Ding.“ Doch dann kam der Moment, der alles änderte. Ein paar Touren als Sozius, das sonore Blubbern des V2, das markante Knallen einer Fehlzündung beim Gaswegnehmen – und auf einmal machte alles Sinn. Es war nicht das Tempo, nicht die pure Leistung, die zählte. Es war das Gefühl. Das Freiheitsgefühl. Der Moment, wenn sich das Bike mit dir verbindet und die Straße sich öffnet. Von da an war klar: Ein Oldschool-Bobber musste her. Doch wie so oft im Leben stellte sich die Familie quer. „Motorräder sind zu gefährlich, du bringst dich damit um.“ Also blieb nur eine Lösung: den Führerschein heimlich machen. Kein Wort zu Hause, keine großen Erklärungen – einfach durchziehen. Und als er ihn in der Tasche hatte, gab es kein Zurück mehr.
Von der ersten Intruder zum individuellen Custom-Bike
Mit dem Lappen in der Hand begann die Suche nach dem perfekten ersten Chopper. Der musste cool sein, aber auch bezahlbar. Nach wochenlangem Stöbern im Netz fiel die Wahl schließlich auf eine Suzuki Intruder – schon leicht umgebaut, aber noch nicht das, was er sich wirklich vorstellte. „Ich bin sie ein paar Wochen gefahren, aber dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste sie
einfach anpassen, umbauen, zu meiner machen.“ Es war der Einstieg in eine Welt voller improvisierter Lösungen, schlafloser Schraubernächte und der ständigen Suche nach dem perfekten Look. Die Intruder war der Anfang, aber lange nicht das Ende. Über die Jahre hinweg entwickelte sich sein Stil, seine Vorstellung von dem
perfekten Chopper – minimalistisch, roh, ohne überflüssigen Schnickschnack. Dann kam die Harley Evo Sporty – und mit ihr eine ganz neue Ära. Über sechs Jahre war sie nicht nur sein treuer Begleiter, sondern auch sein Markenzeichen. „Mit ihr habe ich meinen YouTube-Kanal gestartet. Es war verrückt – wenn ich zu einem Treffen oder einer Veranstaltung kam, haben mich Leute sofort an meinem Bike erkannt. Es war ein echt cooles Gefühl.“
Heute ist sie nicht mehr in seinem Besitz, aber er weiß: Sie ist in guten Händen. Und das zählt am meisten.
Unterwegs – immer der Sonne hinterher
Wenn es um Touren geht, ist Braaapkalan kein Typ für feste Routen. Er fährt nach Gefühl, nach Lust und Laune – und immer in Richtung Sonne.
Sein absolutes Highlight? Ohne Frage die Tour mit Eray.Mf zum Königssee in Bayern. Eine Reise voller unerwarteter Momente, Herausforderungen und unvergesslicher Erinnerungen. Manchmal jedoch kommt es auch zu Situationen, die Nerven kosten. Wie damals, als auf genau dieser Tour Erays Gaszug riss – mitten auf einer Autobahnauffahrt. „Wir standen da, absolut ratlos, als plötzlich ein fremder Harley-Fahrer auftauchte. Keine große Sache für ihn– einfach geholfen, Problem gelöst, weitergefahren.“ Es sind genau diese Begegnungen, die zeigen, was die Szene ausmacht.
Schrauben – Fluch und Segen zugleich
In der kleinen Garage, irgendwo in der Gegend, wo er sich seine Werkstatt eingerichtet hat, passiert Magisches – oder aber pures Chaos. „Manchmal läuft alles glatt und ich kann die Augen nicht von meinem Bike lassen. Dann gibt es Tage, an denen einfach nichts klappt. Frust, Fluchen, Werkzeug durch die Gegend schmeißen – dann weiß ich, es ist Zeit, aufzuhören und am nächsten Tag mit klarem Kopf wiederzukommen.“ Diese Mischung aus purem Glück und Verzweiflung gehört einfach dazu. Denn am Ende zählt nur eins: die Maschine wieder auf die Straße zu bringen.
Oldschool oder Hightech? Eine klare Entscheidung.
Die Antwort kommt ohne Zögern: Oldschool. „Was braucht ein Bike, um zu laufen? Sprit, Funke, Luft – das war’s. Keine Elektronik, kein Schnickschnack.“
Für ihn liegt der wahre Reiz in der Einfachheit der Maschinen. Ein Bike mit Kickstarter weckt sofort seine Aufmerksamkeit. „Ich kann da nicht einfach vorbeigehen. Ich muss mir das anschauen, ich muss hören, wie es sich anhört.“ Moderne Maschinen? Viel zu glattgebügelt. „Für mich sehen die alle gleich aus. Mag sein, dass andere das anders sehen, aber ich bin da einfach nicht drin.“
Die Szene – ein Zuhause auf zwei Rädern
Wer einmal tief in die Welt der Chopper- und Harley-Szene eintaucht, merkt schnell: Hier ist alles ein bisschen anders. Es gibt keinen Konkurrenzkampf, keine Ellenbogenmentalität – nur eine Gemeinschaft, die zusammenhält. „Ich kenne keine andere Szene, in der dir so schnell geholfen wird. Egal, ob du in einem Forum postest, in einer Facebook-Gruppe nachfragst oder jemanden auf Instagram anschreibst – du bekommst 100 % eine Antwort. Jemand hilft dir immer.“ Es geht nicht um Prestige oder darum, wer das teuerste Bike fährt. Es geht um Leidenschaft, um Zusammenhalt, um Geschichten, die auf der Straße geschrieben werden. Mehr als nur ein Bike – ein Lebensgefühl Für Braaapkalan ist ein Bike mehr als nur ein Fortbewegungsmittel – es ist Ausdruck von Freiheit, Charakter und einem Lebensgefühl, das sich nicht in PS messen lässt. Seine Straße führt ihn immer der Sonne hinterher, ohne Plan, aber mit jeder Menge Leidenschaft.
Und zum Abschluss: die Fun-Fragen
Die größte Lüge beim TÜV?
„Ich glaube, ich habe meinen TÜVler noch nie angelogen… ;-)“
Welcher Song wäre der Soundtrack deines Bikes?
„Da das Bike ja noch im Aufbau ist, will ich nicht viel verraten. Aber ‚Vamos A La Playa‘
würde passen.“
Braaapkalan – Mehr als nur fahren
Es gibt Biker, die einfach nur fahren. Und dann gibt es die, die das Leben auf zwei Rädern wirklich leben. Braaapkalan gehört zu Letzteren. Vom ersten Sozius-Ritt bis zur eigenen Harley – seine Geschichte ist geprägt von echter Leidenschaft, Oldschool-Style und unzähligen Kilometern.
Für ihn geht es nicht um Perfektion, sondern um das Gefühl, draußen zu sein, den Motor zuhören. Er fährt nicht nur – er lebt, was er fährt.
Bis zur nächsten Geschichte, bis zur nächsten Fahrt. Sein nächstes Bike? Noch im Aufbau. Doch eines ist sicher: Es wird laut, es wird roh, und es wird verdammt nochmal nicht perfekt – und genau das macht es aus.
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