Eine Freundschaft, die auf zwei Rädern weiterlebt


Es gibt Crews, die aus einer Schnapsidee entstehen, andere, die sich über die Jahre zusammenfinden. Und dann gibt es die, die von Anfang an zusammengehören – weil sie es immer schon getan haben. Die Kanaillen sind genau so eine Truppe. Sieben Freunde, die sich seit der Kindheit kennen, zusammen in Langelsheim aufgewachsen sind, gemeinsam die ersten Schritte ins Leben gemacht haben – und heute gemeinsam durch die Straßen und Wälder brettern, als wäre nichts dazwischen gewesen. Ihr Name steht nicht für eine lose Ansammlung von Bikern, sondern für eine echte Gemeinschaft – eine, die längst vor den Motorrädern existierte und sich nur durch sie weiterentwickelt hat. Das hier ist mehr als nur eine Crew.

Ein eigenes Stück Freiheit – Das Gelände der Kanaillen
Es gibt diesen einen Moment im Leben, in dem man merkt: Das hier ist es. Hier gehören wir hin. Die Kanaillen wollten mehr als nur eine Truppe sein, die sich ab und an trifft. Sie wollten einen eigenen Ort – einen Rückzugsort, einen Platz, an dem sie tun und lassen können, was sie wollen, ohne dass jemand von außen mit Regeln und Gesetzen reingrätscht. Dieser Wunsch führte sie auf ein Stück Land außerhalb der Stadt, einen Ort, den sie bald ihren eigenen nannten. Hier sind sie unter sich, hier gelten ihre eigenen Regeln. Als die Entscheidung gefallen war, gründeten sie den Kanaillen e.V. – nicht, weil sie sich in Bürokratie verlieren wollten, sondern weil sie etwas Eigenes aufbauen wollten. Etwas, das bleibt. Heute ist ihr Gelände mehr als nur ein Treffpunkt. Es ist ihr Zuhause. Der Ort, an dem jede
Tour endet, an dem jede Schraubernacht beginnt, an dem Lagerfeuer brennen und das Bier niemals leer ist.

Bikes, Schrauben und die ewigen Baustellen
Die Kanaillen fahren keine Maschinen, die einfach nur da sind. Jedes Bike hat eine Geschichte, jedes Bike hat Narben. Und wenn es die nicht hat, dann bekommt es sie – mit der Zeit, mit den Kilometern, mit dem Leben, das sie darauf verbringen.

– Zwei 1991er Sportster 1200ccm
– Eine 2003er Sportster 1200ccm
– Eine 2017er Sportster 1200ccm
– Twincam Softail 1400ccm
– Intruder 1400ccm
– Honda CB 1000R
– Vier Crosser, die regelmäßig den Harz durchpflügen und neue Wege erkunden

Dass all diese Maschinen immer laufen? Schön wär’s. Baustellen gibt es genug – und das ist auch gut so. Denn was wäre eine Crew ohne Diskussionen über den besten Umbau, die endlosen Debatten darüber, ob eine Federung „so oder so“ besser ist? Zwei Bikes, zwei Geschichten, die bleiben.

Max und seine Sportster:
Max ist einer dieser Typen, die nie zufrieden sind – und das ist verdammt gut so. Seine 2003er Sportster hat so viele Umbauten hinter sich, dass selbst er manchmal nicht mehr sicher ist, wie sie ursprünglich aussah. Springergabel, Z-Bar – „Oldschool as Fuck“, wie er sagt.
Seine Arbeit blieb nicht unbemerkt. Ein Chopper-Magazin wurde auf ihn aufmerksam und lud ihn und seine Maschine zu einem Fotoshooting ein. Ein Moment, der zeigt: Wenn du was mit Leidenschaft machst, dann bleibt das nicht unbemerkt.
Ginseng und sein Traum:
Dann gibt es da noch Ginseng, den Jüngsten der Truppe. Sein Traum war immer eine Harley – aber Träume und Geld passen selten zusammen. Also kaufte er sich einen 1991er Sportster-Rahmen und einen passenden 1200ccm-Motor, legte sich unter das Ding und baute sich sein eigenes Bike – von Grund auf.
Jede Schraube, jedes Bauteil ging durch seine Hände. Und am Ende stand nicht irgendeine Kiste da – sondern sein Traum auf zwei Rädern.

Die legendärsten Touren – Wenn alles schiefgeht, wird es am besten
Fragt man die Kanaillen nach ihrer legendärsten Tour, bekommt man keine klare Antwort. Weil jede Tour ihre eigene Legende ist. Die Norddeutschland-Tour auf 40 Jahre alten Crossern: Regen, Wind, Kälte – die perfekte Kombi für einen Trip, den man eigentlich abbrechen sollte. Aber nicht diese Jungs. Mit nichts weiter als einer Plane, ein paar Schlafsäcken und Müllsäcken als Regenkleidung machten sie sich auf den Weg – und erlebten ein Abenteuer, das sie nie vergessen werden.
Der Edersee und ein skurriler Geschichtsunterricht: Manchmal will man einfach nur entspannen. Und dann landet man in einem Raum mit einem
60-jährigen Mann, der einen dazu zwingt, sich immer und immer wieder die Sprengung des Ederdamms anzusehen. Sein Kommentar dazu? „Ihr seid zu jung. Wenn der Russe kommt, müsst ihr in den Krieg – und dann sterbt ihr alle.“ Die Crew? Selten so gelacht.

Mehr als nur eine Crew – Ein Teil der Dorfgemeinschaft
Viele Biker ziehen sich zurück, bleiben unter sich. Die Kanaillen machen genau das Gegenteil.
Jedes Jahr veranstalten sie:
– Eine Osterfeuer-Aftershow-Party
– Ein Sommerfest
– Einen Weihnachtsmarkt auf ihrem Gelände
Und das Beste daran? Das ganze Dorf ist eingeladen. Die Leute lieben es – und die Kanaillen zeigen damit, dass eine Crew nicht nur aus lauten Motoren besteht, sondern auch aus Zusammenhalt und Gemeinschaft.

Von Skateboards zu Choppern – Der Soundtrack der Kanaillen
Jede Crew hat einen Soundtrack, einen Song, der das widerspiegelt, was sie ausmacht. Für die Kanaillen ist es „If You’re Gonna Be Dumb“ von Roger Alan Wade – und wenn man ihre Geschichte kennt, dann macht das verdammt viel Sinn. Aufgewachsen in der Jackass-Ära, in einer Zeit, in der das Leben aus Skaten, Blödsinn und ein paar blauen Flecken bestand, haben sie sich nie wirklich darum geschert, was „vernünftig“ ist. Wer nicht gefallen ist, hat’s nicht hart genug versucht. Wer nicht mal richtig auf die Fresse geflogen ist, hat nicht wirklich gelebt. Heute haben sie die Skateboards gegen Chopper und Enduros getauscht, aber das Prinzip ist geblieben: Dreck an den Klamotten, Öl an den Händen, Geschichten, die man nicht jedem erzählen kann – und ein Leben, das nie langweilig wird.
Ihr Soundtrack? Passt wie die Faust aufs Auge. Ihr Motto? „Lieber 1.000 Feinde als einen falschen Freund.“ Denn am Ende zählt nicht, wie viele Leute du kennst – sondern wer noch neben dir steht, wenn die Straße lang wird.

Der große Traum – Irgendwann ans Nordkap
Der Alltag hat sie im Griff – Familie, Job, Verpflichtungen. Aber der große Traum bleibt: Irgendwann geht es mit den Bikes ans Nordkap.
Wann? Egal. Wie lange es dauert? Unwichtig. Was zählt? Dass es irgendwann passiert. Die Straße wartet. Und die Kanaillen werden sie nehmen – auf ihre Weise.
Die Kanaillen – Ein Leben auf zwei Rädern, das niemals stehen bleibt Es gibt Crews, die kommen und gehen. Und dann gibt es die, die sich nicht erst finden
mussten, weil sie schon immer zusammen waren. Die Kanaillen sind genau so eine Truppe. Sie haben gemeinsam die Schulbank gedrückt, zusammen ihre ersten Nächte durchgemacht, die ersten Bierflaschen geleert – und heute sitzen sie Seite an Seite im Sattel. Sieben Freunde, eine Geschichte, eine gemeinsame Leidenschaft. Ihr Leben dreht sich nicht nur um Bikes, sondern um das, was wirklich zählt: Freiheit, Freundschaft und ein Ort, an den man immer zurückkehren kann. Ihre Touren sind chaotisch, ihre Nächte lang, ihre Geschichten wild – aber genau das macht sie aus. Oldschool, ohne Kompromisse. Zusammen, egal was kommt. Und wenn die große Fahrt ans Nordkap irgendwann Wirklichkeit wird, dann werden sie es so machen, wie sie immer alles gemacht haben: Ohne Stress, ohne Plan – aber mit Vollgas.

 

 

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