Geschichte von Sissyband


„DIE MIT DEN GURTEN“

Kaffee, Handy – und dann die Idee
Sonntagmorgen. Kaffee in der Hand, Handy in der anderen. Die nächste Tour steht an – Tasche ist gepackt, nur womit ans Bike? Die Gurt-Optionen: trist, grell, hässlich. „Warum gibt’s die eigentlich nicht in schön?“, murmelt Dorina in ihren Milchkaffee. Was andere als Gedankensplitter abtun, wird bei ihr zum Plan. Ihr Mann Willy guckt noch verdutzt, da rauchen bei Dorina schon die Synapsen. Recherche, Skizzen, Nähmaschine raus. Bämm. Sissyband ist geboren. Also… fast. Denn so ganz easy war’s dann doch nicht.

Von der Pflege ans Bike
Dorina ist 41, Altenpflegerin mit Herz und mittlerweile Leiterin im Sozialdienst in einem Seniorenheim. Mama von Paule. Verheiratet. Eine, die nicht lang redet, sondern macht. Eine, die bei krummen Nähten kurz vorm Nervenzusammenbruch steht. Und eine, die sich fragt, wie der Pony sitzt, bevor der Helm runterkommt.

L(i)sbeth, Lackkarten und Liebe
Schon mit 15 wusste sie, dass irgendwas mit Rädern mal eine Rolle spielen wird. Erst Mofa, dann Roller, dann Auto – ein Fiat 500 L von 1970. 18 PS, keine Gurte, 100 km/h mit Rückenwind und ’ner Knautschzone wie naja… Ihre Mutter war begeistert… Und als sie Jahre später den Mopedschein machte? Gab’s zu Weihnachten ein selbstgedrucktes T-Shirt mit einem Bild von ihr auf ihrer L(i)sbeth. Sie lacht noch heute: „Geil, Wer trägt sowas?!“

L(i)sbeth – das ist ihre Suzuki LS 650 Savage. Nicht super schmal, nicht super clean, aber eben ihre.
Die Chopperliebe kam über Willy, 2010. Und mit ihr die Welt aus Lackfarbkarten, Custom-Bikes und Diskussionen über Stylefragen, bei denen andere Paare sich wahrscheinlich über Ikea-Regale streiten. „Ich fand Sissybars früher hässlich“, sagt sie. Heute näht sie dafür stylische Transportgurte mit Seele – ironischer wird’s nicht.

Sicher muss – aber bitte mit Stil
Sissyband ist kein Zufallsprodukt. Es ist aus echter Notwendigkeit entstanden. Und mit einer Prise Trotz. Denn Dorina hat nicht einfach irgendwas zusammengenäht – sie hat sich reingefuchst: Klemmschlösser mit DIN-Norm, reißfestes Nähgarn, deutsche Produktion.
„Die Dinger müssen was aushalten – und trotzdem geil aussehen.“ Punkt. Und wenn sie dafür drei Wochen lang durch die Welt der Gurtgewebe irrt – dann ist das eben so. Weil halbherzig ist nicht ihr Ding.

Einfach machen – und einfach geil
Sie hat einfach angefangen. Logo gebastelt, Insta-Account erstellt und gesagt: Mal sehen, was passiert. Und dann kam’s: erste Kommentare, Support aus der Szene, Leute mit Bock auf genau das, was sie macht. „Das war so ein krasses Gefühl. Da sind wirklich Menschen, die feiern das!“ Noch bevor überhaupt ein fertiges Produkt da war, wurde sie beim Chopperforest Festival angesprochen: „Ey, kann man die Dinger schon kaufen?“ Konnt man noch nicht – aber dass man’s wollte, war Bestätigung genug.

Keine Chopper-Uschi – aber mittendrin
Dorina ist keine, die sich für etwas ausgibt, was sie nicht ist. Sie liebt Chopper, ja – träumt von einer coralfarbenen Panhead, schön schmal und clean. Aber Zelt nur bei 25 Grad aufwärts. Und Chopper-Uschi-Look mit Lederweste? „Hab ich versucht. Nääää. Bin ich nicht.“ Sie ist die, die hinten an der Sissybar lieber stylisch verzurrt als glitzernd posiert. Die beim Empfang aufm Treffen steht, mit ’nem Lächeln und einem festen Händedruck. Und die heimlich davon träumt, bei Pile und Neil von Bikeshopcustoms ein Praktikum zu machen. „Ich will schweißen lernen! Bewerbung kommt.“

Sissyband ist Dorina
Was Sissyband ausmacht, ist genau das: Dorina. Ihr Humor. Ihre Liebe zum Detail. Ihr „Einfach machen“-Motto.
Kein Band verlässt ihr Haus mit schiefer Naht. Kein Design wird durchgewunken, das sie nicht auch selbst ans Bike packen würde. Und jedes Foto, das sie bekommt – mit ihren Gurten, auf echten Bikes, von echten Leuten – macht sie stolz. Nicht laut. Aber echt. „Das löst schon ein klitzekleines Stölzchen in mir aus“, sagt sie. Und du weißt genau, was sie meint.

Sissyband ist mehr als ein Produkt. Es ist ein Teil von ihr. Und von der Szene, die genau
solche Leute braucht

 

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