Oldschool durch und durch
Wenn man mit Bergmann Peter spricht, merkt man sofort: Hier sitzt einer, der nicht mit dem Trend fährt, sondern aus einer Zeit stammt, in der Schrauben noch zum guten Ton gehörte und Bikes Charakter hatten – nicht Software-Updates. 1966 geboren in Waldaschaff bei Aschaffenburg, geprägt von seinem Vater, einem Motocross-Piloten mit Benzin im Blut, wurde Peter der Schraubervirus quasi in die Wiege gelegt.
Schon mit 12 Jahren bekam er sein erstes eigenes Bike – damals nicht zum Posen vorm Café, sondern zum ackern auf dem Feld. Wo andere Jungs Fußball spielten, drehte Peter die ersten Kreise im Dreck und lernte: Wer fahren will, muss schrauben können.
Erstes Straßenbike – die RD 250 LC
Seine erste echte Straßenmaschine war eine Yamaha RD 250 LC, die er von einem Arbeitskollegen kaufte. Und klar: Originalzustand? Viel zu langweilig. Schrauben war ja eh Teil des Pakets – also wurde die RD direkt auf links gedreht und bekam die ersten Modifikationen. Für Peter war das der Startschuss: Ein Bike ist nicht fertig, wenn man es kauft. Es wird erst deins, wenn die Finger dreckig sind und der erste Fluch aus der Garage schallt.
Heute – eine Garage voller Geschichten
Wer heute bei Peter reinschaut, findet drei sehr unterschiedliche, aber absolut charakterstarke
1. Suzuki LS 650 Savage – Baujahr 1995 – Oldschool-Umbau mit Springergabel, vorverlegten Rasten, Sissybar und einem Sportstertank. Kein Showbike – sondern eine ehrliche Fahrmaschine mit Narben, Kratzern und Leben im Lack.
2. Honda VT 750 – Baujahr 1998 Das Zweisitzer-Bike, falls mal jemand mitfahren will. Auch hier: vorverlegte Rasten, bequeme Sitzbank, Sissybar und ein kerniger Auspuff. Ein Cruiser mit Charakter, aber trotzdem ein verlässlicher Bock.
3. Horex Regina – Baujahr 1953 Der absolute Schatz in der Sammlung. Ein Traumbike aus Kindertagen, komplett umgebaut zum
Werner-Chopper – eine Hommage an die Comics, mit denen Peter aufgewachsen ist. Ein rollendes Stück Kindheitserinnerung, gebaut mit Liebe und viel Augenzwinkern.
Geilste Touren? Isle of Man & England
Wenn Peter von seinen Touren erzählt, merkt man sofort: Da steckt Herzblut drin. Unvergessen bleibt die Tour 1992 auf die Isle of Man – ein Trip auf eine Insel, wo wirklich nur Verrückte unterwegs sind. Rennmaschinen, Umbauten, Selbstbau-Geschosse – eine Szene, die für Außenstehende aussieht wie Wahnsinn, für Insider aber pures Motorradglück bedeutet.
Ebenso legendär war die Tour zur Kent Custombike Show in England. Eine Veranstaltung, die alles vereint, was Custombikes ausmacht: Kreativität, Mut zur Eigenart und ein Bierkonsum, der seinesgleichen sucht.
Oldschool ist keine Frage – es ist Gesetz
Neue Bikes? Nicht Peters Welt. „Ich bin ein absoluter Oldschool-Freak. Bei den alten Bikes kann man noch selbst schrauben – ohne Computer, ohne Schnickschnack.“ Und vor allem: Wer ein Bike fährt, muss es verstehen. Kein Laptop, keine Diagnosebuchse – sondern Ohr an den Motor, Schraubenschlüssel in die Hand und die eigene Intuition. So lernt man sein Bike kennen – und so wird man eins mit ihm.
Werkstatt als Rückzugsort
Schrauben ist für Peter Therapie, Flucht, Ritual – alles in einem. In seinem Nebengebäude hat er sich eine komplette Schrauberhöhle mit integriertem Partyraum gebaut. Hier gibt es kein WLAN-Passwort, dafür immer kaltes Bier und einen warmen Motor. Wenn die Welt draußen nervt, geht Peter in die Werkstatt, setzt sich aufs alte Sofa, schaut seine Bikes an – und oft beginnt genau so der nächste Umbau. Weil ein echter Schrauber nie wirklich fertig ist.
Szene heute – gemischte Gefühle
Peter liebt die Custombike-Szene an sich, aber er spürt auch, dass sich was verändert hat. Früher war die Szene eine Familie, man half sich gegenseitig – heute, so sagt er, bleiben Mails oft unbeantwortet, und viele kümmern sich nur noch um ihren eigenen Film. Trotzdem: Die echten Schrauber erkennt man noch. An den Händen, am Blick – und daran, dass sie immer Werkzeug dabei haben.
Story fürs Leben – Reifenplatzer mit Happy End
Eine Geschichte wird Peter nie vergessen: Platzender Hinterreifen auf der Autobahn – ein Albtraum für jeden Biker. Doch statt Chaos passierte etwas, das nur die echte Szene möglich macht:
– Ein LKW-Fahrer sichert ihn sofort ab, blockt die Spur, sorgt für Sicherheit.
– Am Seitenstreifen hält ein Typ mit nem Bus, fährt Peter und das Bike zu einem Kumpel mit Reifenhandel.
– Eine Stunde später rollt Peter weiter – als wäre nichts gewesen.
Solche Geschichten schreibt nur die Straße.
Größte Lüge beim TÜV?
„Ich war immer ehrlich – alles legal, alles original. Klar doch!“
Soundtrack fürs Bike?
„Ganz klar: BEINHART WIE EIN ROCKER!“ – weil das Leben als Schrauber eben genau so ist. Hart, dreckig, ehrlich – und saugut.
Bergmann Peter ist Rust & Thunder pur.
Weil er lebt, was wir lieben. Weil seine Finger mehr Öl als Sonnencreme gesehen haben. Weil er Bikes baut, die Geschichten erzählen. Und weil er nie vergessen hat, worum es wirklich geht: Fahren, Schrauben, Erleben – und abends mit einem kalten Bier in die Werkstatt setzen und einfach mal stolz sein.
One response
Danke für den coolen Bericht . Man sieht sich .